⛓️‍💥 Gefängnisse abschaffen? Geht das?
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📝 Letzte Woche haben wir im Rahmen der Aktionstage Gefängnis gefragt, ob wir Gefängnisse nicht auch einfach abschaffen könnten. Wir blicken auf eine spannende Diskussion vor vollem Hörsaal über Abolitionismus, Dilemmata bei der Strafvollstreckung und die Unzulänglichkeiten bei der Vollzugsgestaltung zurück.


Alexander Lindh konnte uns krankheitsbedingt nur per Videoschalte über die Entwicklung der Serie A BETTER PLACE erzählen, danke dafür! Ebenso großer Dank gebührt den Panelteilnehmenden vor Ort, Christine Graebsch, Martin Eibach, Thomas Meyer-Falk und Christian Woldmann für ihre Bereitschaft, sich auch unbequemen Fragen zu stellen und sehr offen aus ihren jeweiligen Berufs- und Erfahrungsfeldern zu berichten.


Wir haben ausgelotet, wie realistisch die Perspektiven sind, die A BETTER PLACE uns zeigt, und was die Serie nur am Rande zeigt – nämlich die Haft selbst. Diese Perspektive wurde uns von den Panelgästen nahegebracht. Wir haben erfahren, warum scheinbar kleine Alltagsbegebenheiten für Inhaftierte existenzielle Bedeutung bekommen können und welche Rolle Verfahrensgerechtigkeit für den Resozialisierungsprozess spielt. Auch das Strafbedürfnis der Gesellschaft kam zur Sprache und der schwierige Umgang mit stets unsicheren Rückfallprognosen. Aus dem Publikum erhielten wir außerdem Einblick in die Nöte von Vollzugsbeamt:innen, die am Rande der Überlastungsgrenze arbeiten.

Scheinbare Gewissheiten über die Wirkung von Freiheitsstrafen wurden von unseren Gästen und auch von Stimmen aus dem Publikum auf den Prüfstand gestellt und Restaurative Justice als eine Alternative zu einem Teil der bestehenden Sanktionsmöglichkeiten diskutiert. Denn, so hörten wir am Beispiel von Opfern rechter Gewalt und Kriegsgewalt: Harte Strafen bringen für Betroffene nur selten den erhoffen Seelenfrieden.

 

Zum Schluss wurde der Ball aus dem Publikum zu Rechtswissenschaft, Politik und Justiz zurückgespielt: Wieso bleiben die vielen empirischen Untersuchungen zu Gefängnissen weitgehend unbeachtet, obwohl Haftstrafen oft nicht einlösen, was sie versprechen, nämlich mehr Sicherheit, Resozialisierung und Wiedergutmachung? ⚽️


Vielen Dank an die vielen Gäste aus dem Publikum, die ihre Fragen, Positionen, Kritik und Vorschläge in die Diskussion eingebracht haben! 🙏

Wir bedanken uns außerdem sehr herzlich bei Miriam Jobst und Martin Meier von der Bucerius Law School für die Unterstützung im Vorfeld. Oriel Stella Bo-Ri Pißler gebühren die Credits für die Fotodokumentation.

An Paul Krell, der gemeinsam mit Bian Sukrow die Veranstaltung geplant und moderiert hat, einen besonderen Gruß. Wir hoffen, dass wir noch viele weitere Veranstaltungen mit dem Lehrstuhl Strafrecht III gemeinsam planen können.

Mit im Boot waren außerdem die Fachhochschule Dortmund mit dem Strafvollzugsarchiv und das Team der Aktionstage Gefängnis: https://lnkd.in/ej7temjR

Das Strafvollzugsarchiv bedankt sich zudem bei den zahlreichen Interessierten, welche mit viel Engagement bei den Veranstaltungen mitgewirkt und teilgenommen haben sowie der Law Clinic an der Bulcerius Law School für die Bereitstellung des Berichts.